Auch wenn es viele Leute nicht glauben werden, bin ich in den letzten Jahren zu einem Verehrer von Stille geworden. Stille ist poetisch, philosophisch, freundlich, sie nervt nicht, sie stellt keine Fragen, sie räumt nicht auf und zankt nicht, sie lacht nicht hysterisch und knallt nicht mit Türen. Sie piept oder klingelt nicht.
Es sollte viel mehr Stille geben, findet ihr nicht?
Es sollte viel mehr Menschen geben, die sich bewegen, ohne dass man sie hört. Es sollte viel mehr Elektrogeräte geben, die nur ganz leise summen. Es sollten alle Türen mit Watte gepolstert werden, damit sie nicht mehr zugeschlagen werden können. Geschirr sollte aus Gummi bestehen, damit es nicht mehr klappert.. Und Schlafzimmer sollten schalldicht isoliert sein, grundsätzlich.
Ich finde, es spricht nichts gegen Stille. Zur Ruhe kommen, man selbst sein, das geht nur in der Stille...
Solskin - 1. Mär, 23:21
Dies ist die kurze Geschichte einer E-Learning Platform für Studenten einer Sprachwissenschaft. Es geht um die Trennung von Lehramtsstudenten und Magisterstudenten, es geht um Anforderungen und freie Zeiteinteilung, es geht um Selbstorganisation und das Umgehen schlechter Lehrveranstaltungen zum Thema Schreiben.
Wie oft haben viele von uns schon in, zugegebenermaßen didaktisch völlig sinnfreien, Veranstaltungen zum Thema: Wie schreibe ich ein Essay? gesessen und sich über die anfallenden schriftlichen Aufgaben gewundert oder geärgert. Wie oft haben Studenten Aufsätze schreiben müssen, die sie das letzte Mal in der 6. Klasse als Reizwortgeschichte-Thema oder ähnliches auf dem Plan standen (hier sei eine Freundin paraphrasiert, danke für diesen Satz!)? Und wie oft haben sich vor allem die Magisterstudenten geärgert, dass man ihnen keinerlei Wissen über die akademischen Schreibweisen vermittelt hat? All dies könnte sich ändern und zwar mit folgendem Konzept:
Eingerichtet werden sollte eine e-learning Platform, die von den Sprachdozenten in Zusammenarbeit online betreut werden kann. Auf dieser Seite melden sich die Studenten ab Semester 2 verpflichtend an. Es werden diverse Schreibkurse angeboten, getrennt nach Lehramtsstudenten und Magisterstudenten, außerdem gibt es einen Kurs für kreatives Schreiben. Für jeden dieser Kurse liegt Informationsmaterial zur Theorie des Schreibens der verschiedenen angebotenen Textarten bei.
Für die Lehramtsstudenten wird ein Kurs beispielsweise die Rezeption und Verarbeitung von Schülerarbeiten beinhalten. Hier können sich die Studenten verschiedene Klassenarbeiten, Aufsätze, Erörterungen und dergleichen, als PDF runterladen, bearbeiten und eine schriftliche Beurteilung anfertigen, wieso sie Schüler XY welche Note geben würden, welche Fehler er gemacht hat usw. Alle Referenzmaterialien befinden sich im selben Datenpaket wie der Schüleraufsatz. Neben solchen Aufgaben gibt es noch mehrere Themenfelder, z.B. die Ausgestaltung und das Konzept einer Englischstunde zum Thema "Charles Dickens: Hard Times". Hier müssen die Lehramtsstudenten ausarbeiten, welches WIssen aus dem Buch für die Schüler relevant ist, unter welchen Gesichtspunkten das Buch thematisiert werden soll usw.
Die Magisterleute haben hingegen ein breiter gefächertes Angebot an wissenschaftlichen Texten. In ihren Datenpaketen befinden sich Artikel, Datensammlungen, Statistiken usw. Sie schreiben mehr Analysen, Geschäftsbriefe, Interpretationen,Zeitungsartikel usw. Natürlich gibt es auch gemeinsame Pakete, die dann Charakterisierungen, kurze argumentative Essays usw. (also alles,was in den Written Forms Classes unterrichtet wird) verlangen.
Jeder Student muss im Semester zwei schriftliche Arbeiten einreichen, ob nun durch Hochladen einer Datei auf die Platform oder durch Ausdrucken und Abgeben im Fachbereich, spielt keine Rolle, das ganze erfolgt natürlich bis zu einer jeweiligen Deadline. Die Arbeiten werden korrigiert, die Note und eine kurze Referenz werden dem Studenten per e-mail mitgeteilt. Sollte der Student Fragen haben, gibt es ein Diskussionsforum, das ebenfalls von den Dozenten betreut wird.
Insgesamt können die Studenten aus dem Angebot frei wählen, welche beiden Themengebiete sie im Semester abdecken wollen.
Für all diejenigen, die zudem gerne schreiben und weg vom analytischen Schreiben wollen, gibt es das Creative Writing Portal, in dem für ein Zusatzzertifikat eine bestimmte Anzahl zusätzlicher Essays zu beliebigen Themen verfasst werden können.
All dies ist nur ein Entwurf von mir. Was haltet ihr davon? Findet ihr es gut, findet ihr es unrealisierbar oder zu abgefahren? Spinne ich nur rum? Was mache ich eigentlich an einem Samstag Abend zuhause? Ach, egal, gebt bitte euren Senf dazu ab!
Solskin - 24. Feb, 22:47
Danke
Eifelnews, dank dir komme ich immer noch nicht in die Bib, macht aber auch wirklich gar nichts :D
1.
Greife das Buch, welches Dir am nächsten ist, schlage Seite 18 auf und zitiere Zeile 4.
...der Folge an Litauen und Polen fielen, blieb die nördliche und...
(Andreas Kappeler: Russische Geschichte)
2.
Strecke Deinen linken Arm so weit wie möglich aus. Was hältst du in der Hand?
Wesergold, Tetrapack, 1,5L Grüner Tee Getränk, supersüß und superlägga, allerdings ist mein verdammter Schreibtisch so vollgestellt, dass das nicht das einzige ist, was ich in der Hand halten könnte.
3.
Was hast Du als letztes im Fernsehen gesehen?
Einen tollen Tatort mit Maria Furtwängler
4.
Mit Ausnahme des Computers, was kannst du gerade hören?
Etwas, das klingt wie ein Presslufthammer, direkt vor meinem Fenster..
5.
Wann hast Du den letzten Schritt nach draußen getan?
Irgendwann gestern Abend...bevor ich mich wieder stundenlang an meinen Schreibtisch setzen musste..
6.
Was hast Du gerade getan, bevor Du diesen Fragebogen begonnen hast?
Kaffee geschlürft und gebloggt :D
7.
Was hast Du gerade an?
Wie indiskret. Naja, Shirt, Weste, Hose, Socken, Schuhe, Unterwäsche, das übliche, glaube ich. Herrjeh, wie unaufregend.
8.
Hast Du letzte Nacht geträumt?
Ja. Meine Oma glaubte, ich wolle sie ins Altersheim abschieben.
9.
Wann hast Du zum letzten Mal gelacht?
So richtig herzhaft? Gestern Abend über waszum :D
10.
Was befindet sich an den Wänden des Raumes, in dem Du Dich gerade befindest?
So gut wie nichts mehr, habe wegen meines Umzugs alle Poster und Bilder von den Wänden gezerrt, nur noch mein Hippietuch hängt überm Bett.
11.
Hast Du kürzlich etwas Sonderbares gesehen?
Den Klavierlehrer, der unter mir wohnt. Dann noch ne Menge Zeug, von dem ich nicht wusste,dass ich es besitze.
12.
Was hältst Du von diesen Quiz?
Wie, Quiz? Aber ja, ich bin noch nicht in der Bib, wie man sieht :D
13.
Was war der letzte Film den Du gesehen hast?
Der Mondmann mit Jim Carrey und im Kino: The Prestige
14.
Was würdest Du kaufen, wenn Du plötzlich Multimillionär wärst?
Endlich diesen verdammten Schwedischsprachkurs..
15.
Sag mir etwas über Dich, was ich noch nicht wusste.
Ich werde dummen Menschen gegenüber sehr schnell sehr aggressiv..
16.
Wenn Du eine Sache auf der Welt ändern könntest, was wäre das?
Bridgets Frisur (natürlich gibt es noch andere Dinge, aber das hier ist auch verdammt wichtig)
17.
Tanzt Du gerne?
Mit steigendem Pegel werde ich immer besser :D
18.
George Bush?
Sieht irgendwie seltsam aus, findet ihr nicht?
19.
Stell Dir vor, Dein erstes Kind wäre ein Mädchen. Wie würdest Du es nennen?
Lotta
20.
Und einen Jungen?
Moritz
21.
Würdest Du es in Erwägung ziehen, ausuuwandern?
Auf jeden Fall!!! Am besten Richtung Meer.
22.
Was würdest Du Gott sagen, wenn Du das Himmelstor erreichst?
Holy Shit..
23.
Drei Leute, die das hier auch beantworten sollen.
Waszum,
gwynhwyver und
Another Hero tun mir sicher den Gefallen!
Solskin - 21. Feb, 08:36
Obwohl ich besser zur Uni gehen sollte um mein Hirn in der Bib noch um einiges teurer zu machen als es ohnehin schon ist, komme ich nicht umhin meiner Leserschaft hier einen kleinen
Link
zu hinterlassen, über den ich heute morgen beim "Zeitung lesen" gestolpert bin. Gestolpert wäre vermutlich zu viel gesagt, nein, der Link sprang mich geradezu an. Geschrieben hat ihn ein Göttinger Professor für Politikwissenschaft, seine geistigen Ergüsse werden desöfteren bei Spiegel Online veröffentlicht, oft genug handelt es sich um für viele langweilige Parteipolitik, doch dieser nette Artikel beinhaltet eine anschauliche Milieustudie und aller hochgestochenen, quasi-akademischen Ausdrucksweise zum Trotz ist hier ein:
What the hell.... durchaus angebracht, denn:
Die in der Studie beschriebene Milieusituation (also die im Westen der BRD) trifft so penibel genau auf mein Zuhause zu, als hätte jemand über Monate hinweg meine Eltern beobachtet. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass auch ich mich absolut, wie in dem Artikel dargestellt, einem bestimmten Milieu (dem der Experimentalisten) zuordnen lasse, egal, wie sehr ich darum bemüht bin, möglichst unkonventionell zu sein und mich von allen Bridgets dieser Welt abzuheben (wobei Leute wie Bridget-einige von euch wissen, dass damit sehr sehr spießige junge Menschen gemeint sind- sicher nicht in das Experimentalistenmilieu gehören...)
Der langen Rede kurzer Sinn: Liebe LeserInnen, nehmt euch ein wenig Zeit zum Lesen des Artikels (einige von euch haben das sicher schon getan),geht in euch und schaut einfach mal, in welches dieser Milieus ihr gehört, und ich bin sicher, die meisten von euch Mittelklasse-Angehörigen werde ich in meiner wunderbar rebellischen Experimentalistengruppe wieder finden..
(Soviel zum Thema Kategorisierungen, lieber
waszum)
Solskin - 21. Feb, 08:13
Wenn ich mir die kommenden beiden Wochen vorstelle, kriege ich leichte Schweißausbrüche und werde nervös. Dumm nur, dass ich momentan an nichts anderes denken kann als an die beiden nächsten Wochen und an all das, was innerhalb von 14 Tagen zu erledigen ist.
Meine Hausarbeit für Politik ist das tragischste von all diesen Dingen. Ich weiß, dass ich für das reine Schreiben nur ein oder zwei Tage brauchen werde, allerdings habe ich immer noch nicht sämtliche Literatur gesichtet und ausgewertet, ich habe weder einen Plan noch ein sinnvolles Konzept. Wäre alles nicht weiter schlimm, zwei Wochen würden ja halbwegs reichen, das auszuarbeiten.
Wäre da nicht noch eine andere Ausarbeitung für einen anderen Kurs, die ich noch nicht einmal angefangen habe, Abgabe ist am Freitag...
Hinzu kommt mein Umzug, der nächsten Montag über die Bühne gehen soll und der das Packen von Kisten, das Zusammenbauen von Möbeln usw. mit sich bringt, was weiß Gott keine Arbeit von ein oder zwei Stunden ist, sondern gut und gerne einen halben bis ganzen Tag verschlingen kann.
Alles, was den Umzug betrifft, könnte ich ja lässig nächstes Wochenende erledigen. Leider muss ich an beiden Tagen arbeiten, verschieben geht nicht, ich brauche das Geld im März dringend.
Ist es verwunderlich, dass ich nicht mehr wirklich rational alles durchplanen kann aus Angst, die anderen wichtigen Dinge zu vergessen? Ist es verwunderlich, dass ich mich nicht auf eine einzige Sache konzentrieren kann, sondern während ich mit Englisch beschäftigt bin, pausenlos an Politik denken muss?
Ach ja, die 15-seitige Hausarbeit für Politik muss am 5. März abgegeben werden..Nicht mal mehr zwei Wochen.
Solskin - 19. Feb, 12:44
Ewigkeiten ist es her,dass ich für mich selbst gekocht habe, also etwas komplizierteres zubereitet habe als TK Gemüsepfannen und Nudeln mit Soße.
Doch nachdem schon ein hochdotierter Uniprofessor sich über die schlechte Qualität unseres
Mensaessens mokiert hat, fiel ich heute nach Vorlesungsende in den Asialaden ein....
Herausgekommen ist das hier:
Nun sind die Röllchen nicht schön rund und auch sehr klein und pipapo, doch dass sie enorm gut schmecken und vor allem nicht auseinanderfallen, beweist dieses nette Bild ansatzweise:

Solskin - 12. Feb, 19:30
Es begibt sich zu der Zeit, als Angela Merkel Oberhaupt der Deutschen ist, als die Globalisierung die Welt vernetzt und Tokio Hotel bald schon wieder auf Tournee gehen wird..Willkommen also am Anfang des 21. Jahrhunderts, die Vergangenheit, so könnte man glauben, ist hinter uns, zumindest ihre schrecklichen Geschehnisse...
Nicht so in der deutschen Bekleidungsindustrie.
Nun sind Frauen und der Klamottenkauf keine einfache Sache. Männer werden dem weise nickend zustimmen, doch auch ich als Frau muss mir eingestehen, dass ich mich beim Shoppen oft selbst nerve, vor allem in letzter Zeit, und das aus einem ganz einfachen Grund: es gibt einfach nichts mehr zum Anziehen für Frauen wie mich! NICHTS, GAR NICHTS!!! Nothing, rien, nada...
Wir schreiben das Jahr 2007 und ich finde in diesem berühmten schwedischen Bekleidungsgeschäft Dinge, die meine Mutter getragen hat, als sie Mitte 20 war und Boy George noch erfolgreich Alben produzierte, Dieter Bohlen noch einen Fokuhila trug und noch keine Klingeltonwerbung im Fernsehen kam, weil noch niemand aus der Mittelschicht ein Handy hatte. Damals war ich wohl noch flüssig, bzw. gerade erst geboren. Als ich 4 Jahre alt war, gab es für kleine Mädchen Leggings in allen Farben und ich erinnere mich an die knielangen, weiten Pullover, die Mütter grundsätzlich trugen, an Karottenhosen und lila Oberteile. Und als ich im Teenageralter war und auch meine Mum modetechnisch vernünftig wurde (sie kaufte Hosen mit geradem Bein) stand für mich völlig außer Frage, dass die 80er Jahre eine modische Pestepidemie waren und die Bevölkerung daraus gelernt hat.
Nun bin ich ja nicht von vorgestern und kriege durchaus mit, dass die Mode all meiner Hoffnungen und Prognosen zum Trotz doch wieder in den 80ern angelangt ist, nicht erst seit gestern, das weiß ich auch. Aber ist es denn wirklich unmöglich, nebenher noch andere Dinge zu produzieren, die sich Mädels wie ich leisten können? Die anderen Dinge, die ich heute fand, waren allesamt schwer langweilig und herzzerreißend minderwertig. Es ist deprimierend. Am schlimmsten ist jedoch, dass der Trend hin zu diesen megaengen Jeans geht, sei es nun im Pferdestyle, mit blöden Stiefeln über den Hosen oder im NewPunkwasauchimmer, bei dem man sich mit Schuhgröße 42 und Chucks selbst zu Tingeltangelbob macht, da man den Großteil seiner Quadratlatschen nicht mehr unter den Hosen verstecken kann.
Ich will mich ja nicht beschweren, neue Modetrends produzieren immer wieder nette Modeschichten, wie z.B. Emokinder, die super putzig anzuschauen sind, weil man nicht unterscheiden kann, wo das eine Emo aufhört und das andere beginnt. Ich fände es allerdings wunderbar, wenn es auch Minderheitenmode gäbe. Was ist zum Beispiel mit diesen netten Hippiesachen, die waren so schön..Oder diese Ethnosachen mit Holzperlen und Bändern und Spitzen und Stickereien usw. Ich meine, hey, es gab ne ganze Menge Leute, die das Zeug lieber mochten als lila-grün-gemusterte Küchenschürzen und Röhrenjeans. Wieso glaubt die Modeindustrie, dass jeder alle Trends mitmachen will? Naja, der Großteil tut es ja, leider.
Ich finde es ist Protest angebracht! Die persönliche Freiheit wird durch das Modediktat verletzt: man kann nichts kaufen, wenn einem der gängige trend nicht gefällt, das ist doch ungerecht...Oder nicht?
Solskin - 9. Feb, 18:38
...relaxt.
Das ist der Titel eines Romans des Schriftstellers Tom Robbins, den mir ein guter Freund seit Jahren immer wärmstens empfiehlt, wenn ich ihn mal um einen Buchtipp anbettle. Ich glaube ja mittlerweile, dass es der einzige Roman ist, den er gelesen hat in einer Kategorie, von der er glaubt, sie könne mir gefallen(nichts für ungut!).
Ich habe den Roman nicht gelesen, aber der Titel ging mir in den letzten Tagen oder Wochen beizeiten durch den Kopf. Immer dann nämlich, wenn ich gearbeitet habe oder einkaufen war oder irgendwo angestanden habe, kurzum, überall da, wo viele Menschen unterschiedlichster Art aufeinander treffen. Wer mich und meine Weltanschauung kennt, wird sich nur wenig wundern, wenn ich hier mal wieder betone, dass der Großteil der Menschheit in meinen Augen einfach, träge und denkfaul ist.
Wie sehr ich mich über genau das auch aufregen kann, will ich hier gar nicht breittreten.
Man stelle sich aber mal das alltägliche, trotzdem groteske Szenario auf der hiesigen Hauptpoststelle vor. Die Poststelle ist immer, also jeden Tag zu jeder Zeit (außer wenn sie geschlossen ist) völlig überfüllt. Ich weiß das, weil ich zu den verschiedensten Tageszeiten schon dort in Schlangen stand. Die Schalterangestellten regeln alle Dinge routiniert und sofern sie nicht in einem riesigen Pakethaufen nach einer kleinen Büchersendung kramen müssen, dauert es auch nie länger als 15 Minuten bis man an der Reihe ist, völlig egal, wie lange einem die Schlange vorkommen mag. Doch jedes Mal, wirklich jedes einzelne Mal, stehen in meiner Nähe Menschen in dieser Schlange, die sich permanent lauthals beschweren, dass sie nicht drankommen, dass sie es eilig haben, dass es ja nicht sein kann, dass man so lange warten muss, Servicewüste Deutschland und weiß der Geier was noch. Als ich heute Morgen einen Brief nach Australien verschicken wollte und deswegen in der SChlange warten musste, drängelte sich eine alte Dame zum Briefmarkenschalter vor, sie wolle nur Briefmarken haben. Der Postbeamte lächelte und sagte: Ja, ich habe aber außerdem noch normalen Schalterbetrieb, also stellen Sie sich bitte an, bis sie an der Reihe sind. Mittlerweile gab es aus der Schlange empörte Beschimpfungen und Gemurmel. Die alte Dame drehte sich enorm erbost um, murmelte etwas von: Das sehe ich nicht ein, glauben Sie denn, wir haben ewig Zeit? und stapfte davon. Dass in der Schlange selbst bis dahin noch kein blutiger Aufstand entstanden war, ist für mich ein Wunder. Ich kann angesichts solchen Verhaltens immer wieder nur noch den Kopf schütteln und mich für solche Menschen schämen, die nicht schaffen zu akzeptieren, dass das Leben kein Ponyhof ist und zu einer urbanen Umgebung einfach das Warten dazu gehört, die ihre Interessen über die der anderen stellen und die sich vor allem von ein paar lächerlichen Briefmarken einen Teil ihres Tages versauen lassen.
Solche Situationen findet man nicht nur auf der Post. Jedes Mal, wenn ich arbeite, treffe ich auf mindestens einen Kunden, der laut schreiend seine Bestellung aufgibt, obwohl er sieht, dass ich noch andere Kunden bediene und ihn bewusst nicht beachte. Ich treffe auf Menschen, die seit fünf Minuten an der Theke stehen und die, wenn ich dann ihre Bestellung entgegennehmen will, erst beginnen in die Auslagen zu blicken, obwohl hinter ihnen zehn andere Kunden genau wissen, was sie haben wollen. Und ich treffe auf die typischen Vordrängler, die hektisch ihre Bestellung aufgeben und mit den Worten: Mein Zug steht schon da, erwarten, dass ich doppelt so schnell arbeite für sie. Und ganz ehrlich: ist es mein Problem, wenn sie sich zeitlich nicht planen können?
Liebe Spinner dieser Welt, ich bemitleide euer armes Leben, in dem ihr überall gezwungen werdet euch anzustellen, zu warten, euch unterzuordnen, zu kooperieren. Ich hoffe, ihr benehmt euch innerhalb eurer Familien und innerhalb eures beruflichen Umfelds nicht so wie ihr euch Fremden gegenüber verhaltet und ich wünsche euch, dass eines Tages mal irgendwer Mitleid mit euch hat und euch überall einen roten Teppich ausrollt, wohin ihr auch geht, was auch immer ihr wollt....
Solskin - 5. Feb, 19:15
Nun lebe ich seit 4 Jahren bereits nicht mehr im Haus meiner Eltern, die Telefonate sind erst von wöchentlich auf monatlich gesunken und dümpeln mittlerweile auf dem "alle-sechs-Wochen" Level vor sich hin. Ich erinnere mich noch daran, wie sorgenvoll sie mich angesehen haben, als sie meine erste eigene Bude von 12 Quadratmetern sahen und wie erleichtert sie waren, wenn ich jedes Wochenende gesund wieder zurück kam, drei Tage blieb und wieder in diese Großstadt abwanderte, in der ich mir mein Zuhause zu machen versuchte. Seither sind 4 jahre vergangen, in denen ich 3 Mal umgezogen bin und bald ein vierter Umzug ins Haus steht. 4 Jahre, in denen ich mir halbjährlich einen neuen Nebenjob gesucht habe, weil mir der alte nicht passte. 4 Jahre, innerhalb derer ich mein Studium geschmissen und etwas völlig anderes gemacht habe, weil das andere doch immer faszinierender war als das, was ich gerade machte, innerhalb derer ein Stadtwechsel lag und innerhalb derer ich viele neue Menschen kennenlernte.
Und nun sitze ich hier, an meinem Schreibtisch, der sogar über ein Jahr am selben Ort nun steht und weiß, dass ich ihn ihn drei Wochen wieder auseinanderbauen werde um weiterzuziehen. Die Stadt bleibt gleich, ich bewege mich darin. Keiner kann voraussehen, wie lange ich diesmal bleibe. Keiner kann voraussehen, wie lange ich meinen Nebenjob behalten werde. Vor allem kann keiner voraussehen, ob ich mein Studium so beibehalte, wie es im Moment ist.
Aber ist es normal, dass man sein Umfeld ändert, wenn die Dinge mal anders laufen, als man sie plant? Ist es ein Weiterziehen, ist es ein Flüchten? Schaffe ich es nur nicht mich mit etwaigen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen oder habe ich einfach ein Problem damit nicht alles gesehen zu haben und nicht alle meine Möglichkeiten ausgenutzt zu haben? Was es auch ist, das Ziehen ist ein Drang, nicht nur, wenn der kalte Nordwind weht. Ob ich jemals sesshaft werde sein können, weiß ich nicht. Noch bin ich gut darin, mir ein temporäres Zuhause zu schaffen, wo zwar die Seele nicht immer ruht, aber ab und an auf ein Schwätzchen bleibt.
Solskin - 31. Jan, 21:22