Freitag, 6. April 2007

We Are Family

Da bin ich nun, bei meinen Eltern, über Ostern.
Wenn mir die Stadt, in der ich studiere, auf den Wecker geht und ich das Bedürfnis nach einem Tapetenwechsel habe, kehre ich hierhin zurück. Hierhin, das bedeutet: Land, Landleben, ein Dorf, das etwa 2000 Einwohner hat, in dem jeder jeden kennt, in dem die Jugend erwachsen wird, dann merkwürdigerweise meistens bleibt, Häuser baut, Kinder bekommt. Ein Dorf, in dem es elementare Bedeutung hat, welche Farbe die Stiefmütterchen auf den Gräbern auf dem Friedhof haben und wer gerade gestorben ist. Obwohl es einen relativ großen Supermarkt, vier Bäckereien, einen Großmarkt für Gartengeräte, einen Frisör, diverse Metzger, Klamottenladen, Ärzte en masse und einen Frisörsalon gibt, scheint bei den Einwohnern die Zeit einfach stehenzubleiben.
Wenn ich hierher komme, bin ich Eindringling. Meine Eltern machen weiter wie jeden Tag, es interessiert nur selten jemanden, wie mein Leben aussieht, wenn die Auszeit zuhause im Dorf vorbei ist und ich wieder dahin zurückkehre, wo ich 90% meiner Zeit verbringe. Es interessiert keinen, was ich so tue, wie mein Studium läuft, ob ich Freunde habe, wie es mir geht. Irgendwie deprimiert es mich. Meine Eltern haben mich nie wirklich umsorgt. Ich lebe noch, klar, sie haben auf mich aufgepasst, sie geben mir finanzielle Hilfe, ohne sie könnte ich nicht so leben wie ich lebe.
Aber sie lassen mich völlig "alleine", was mein wirkliches Leben betrifft. Sie vertrauen meiner Selbstständigkeit, sagen sie. Sie wissen, dass mir nichts schlimmes passieren wird, denn immerhin haben sie mich so erzogen, dass ich mich alleine zurechtfinde. Schon als Kind ist nie jemand sofort aufgesprungen um mir zu helfen, wenn ich mal ein kleines Problemchen hatte. Zuerst sollte ich selbst versuchen, es zu lösen. Im Grunde bin ich ihnen mehr als dankbar dafür. Ich brauche keine übertriebene Fürsorge und Betüdelung.
Doch wo ist die Grenze zwischen "Wir machen uns keine Sorgen um das Leben unserer Tochter" und echtem Desinteresse? Manchmal erscheint sie mir verwischt, denn manches Mal wünschte ich, einer von ihnen würde mal alle Dorfbelange beiseite schieben, sich zu mir setzen und fragen: Was ist eigentlich aus unserer Tochter mittlerweile geworden?
Irgendwie habe ich allerdings das Gefühl, dass das so schnell nicht passieren wird. Dennoch werde ich immer wieder mal hierher zurück kommen, in dieses Dorf. Ich werde ein paar Tage bleiben und dann wird es mich wieder wegziehen, so wenig gehöre ich hierher.
Aber sagt es ihnen nicht!

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